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Vantage Point

Performance von Olga Hohmann

“Befindet sich der Ostern immer im Osten, der Westen stets im Westen, kann man mit Sicherheit nach Süden zeigen und sagen, da ist Süden, gar nicht zu reden von der entscheidenden Frage, ob der Norden immer im Norden anzutreffen ist? Es kommt auf den Standpunkt an.”
—Reinhard Lettau, Zur Frage der Himmelsrichtungen

In ihrer Reading Performance “Vantage Point” befasst sich die Autorin und Performerin ganz buchstäblich mit der Frage nach dem Blickwinkel, der, so selbstverständlich es auch scheinen mag, niemals ganz identisch mit einem anderen ist. Selbst der Blick auf die Lampe über dem Tisch, an dem man gemeinsam zu Abend isst, unterscheidet sich, je nachdem auf welchem Stuhl man von der Gastgeber:in platziert wurde, immer ein kleines bisschen von dem, den die Tischnachbar:in auf ihn hat. Die Konatruiertheit des verbindlichen Blickes auf die Frage nach den Himmelsrichtungen- und die weltanschaulichen Hierarchien, die damit einhergehen—wird besonders da deutlich, wo das erste Whole Earth Image The Blue Marble umgedreht wird, damit der erste Blick auf die Erde als Ganzes den westlichen Konventionen des Wahrnehmens entspricht.

In ihrem Text wechselt Olga Hohmann also immer wieder die Perspektive und nimmt unterschiedliche Positionen ein, die sie aus unterschiedlichen Stimmen sprechen lassen.

Dabei spricht sie aus der multidimensionalen Perspektive ihrer Freundin, die einmal gesagt hat: “I want to have binoculars with which I can look in all directions at once”.

Die Idee der Klarheit, das sich aus dem Nebulösen, vielleicht Kaleidoskopischen, herausschält, bleibt, zum Glück, eine Illusion.

Bild für Vantage Point
© Bahar Kaygusuz
Zur Ausstellung